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Problemfall Schwiegermutter: Mit Freundlichkeit weichkochen

Herxheim/Augsburg. Keine Frage, Mutti ist die Beste. Das weiß jedes Kind - und in vielen Fällen leider auch die Schwiegermutter. Das allerdings wird für so manche Frau zu einer harten Bewährungsprobe ihrer Beziehung. «Frauen und ihre Schwiegermütter sind häufig ein heikles Thema».

Das sagt die Psychologin Felicitas Heyne aus Herxheim in Rheinland-Pfalz. Die Gründe sind meist unbewusst und haben doch eins gemein: In der Regel ist die neue Frau an der Seite des heiß geliebten Sohnes nicht gut genug, oder sie macht zumindest alles falsch. Auf jeden Fall weiß Mutti stets am besten, was für den Sohn gut ist.

«Auch wenn es unbewusst ist, treten die beiden Frauen auf irgendeiner Ebene in einen Konkurrenzkampf», sagt Heyne. «Schließlich war die Mutter die erste Frau, zu der der Sohn eine Beziehung hatte», ergänzt die Paarberaterin Claudia Viganske aus Köln. Da entstehen schnell Rivalitäten.

Zudem biete die neue Frau eine Projektionsfläche: «Die Schwiegermutter leidet in vielen Fällen darunter, dass sie selbst nicht mehr so jung ist wie die Schwiegertochter und nicht mehr die wichtigste Frau im Leben des Sohnes», erzählt die Buchautorin Ruth Gall aus Augsburg aus eigener Erfahrung. Oftmals müsse die jüngere Frau dann für die Probleme der Schwiegermutter herhalten.

Ruth Gall hat vor 13 Jahren eine Internet-Forum ins Leben gerufen und seitdem 90 000 Kontakte zu Schwiegermutter-geplagten Menschen, wie sie sagt. Die berichten ihr seit Jahren von Schwiegermüttern, die sich immer und überall in die Angelegenheiten der neuen Familie einmischen, in der Wohnung herumstöbern, den neuen Partner schlecht machen, Briefe öffnen und Ähnliches, um die Beziehung des eigenen Kindes zu stören oder gar zu zerstören.

Felicitas Heyne hat für ihr Buch «Hassgeliebte Schwiegermütter» die Spezies in fünf Kategorien eingeteilt: Von der Meckerziege über das Klammeräffchen bis hin zur Intrigenziege. Dabei zeigt die Paartherapeutin nicht nur die Probleme auf, sondern auch Wege, das Verhältnis zu verbessern oder erst gar nicht so desaströs werden zu lassen. Denn in den seltensten Fällen ist die «böse Schwiegermutter» tatsächlich aus Boshaftigkeit so wie sie ist.

«Schon beim ersten Kennenlernen sollte die junge Frau akzeptieren, dass die potenzielle Schwiegermutter einer anderen Generation angehört, oftmals mit anderen Werten und Vorstellungen», rät Heyne. Tolerante Zurückhaltung und auch mal für einen ungefragten Rat «Danke» sagen, sei gerade am Anfang ratsam.

Gleichzeitig gelte es, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben: «Man hat sich zwar den Mann ausgesucht, aber nicht die komplette Familie.» Manch eine müsse sich zunächst von der Vorstellung verabschieden, dass nun eine neue große Familie entsteht, die Schwiegermutter zur besten Freundin avanciert oder zur Ersatzmutter.

Bei nervigen, ständig besserwissenden Schwiegermüttern helfe es gelegentlich auch, diese mit Freundlichkeit und emotionaler Großzügigkeit zu erschlagen, rät Heyne und berichtet von einer Frau, die ihrer Schwiegermutter zum Geburtstag ihres Mannes einen Blumenstrauß geschickt hat mit dem Gruß «Danke für den tollen Mann». Zuvor hatte die Mutter keine Gelegenheit ausgelassen, ihrer Schwiegertochter zu sagen, was sie da für einen großartigen Menschen abbekommen habe. «Diese Geste hat die Schwiegermutter schier weichgekocht», erzählt Heyne.

Nach Ansicht der Expertinnen ist es aber auch wichtig, sich von Anfang an abzugrenzen. «Und wenn es gar nicht klappt mit der Schwiegermutter, muss man die Kontaktpflege ausschließlich dem Kind überlassen», rät Heyne. Grundsätzlich seien die Kinder und nicht die Schwiegerkinder in der Pflicht. «Gerade die Männer entziehen sich den Auseinandersetzungen aber gerne, auch weil sie in einem Loyalitätskonflikt stecken», sagt Viganske.

Im Kopf haben sollten Schwiegerkinder aber auch, dass die Ursache für die Probleme mit der Schwiegermutter nie nur bei ihr zu suchen sind. «Mal liegt es an der Schwiegermutter, mal an der Beziehung zwischen ihr und dem Kind, mal eben auch an der oder dem neuen Partner.» Trotz aller Kritik an der Schwiegermutter sollte ein Partner um ein Mindestmaß an freundlichem Kontakt bemüht sein, findet Heyne: «Unmöglich ist das nicht.»

Literatur: Ruth Gall: Wege aus der Schwiegermutter-Falle, Junfermann, ISBN: 978-3-87387-678-1, 16,90 Euro; Felicitas Heye: Hassgeliebte Schwiegermutter, mvg, ISBN: 978-363-606-399-1, 15,90 Euro.

Großes Konfliktpotenzial bergen die Enkelkinder, weiß die Paarberaterin Claudia Viganske aus Köln. Manche Omas wollten dem Enkel sehr nahe sein und neigten mitunter zu unangebrachten Einmischungen und Grenzüberschreitungen. «Viele Frauen sind ihren eigenen Müttern auch näher, so dass die Schwiegermutter da schnell außen vor bleibt», sagt die Psychologin. Gleichzeitig seien die jungen Familie oftmals finanziell auf die Großeltern angewiesen oder bräuchten einen Babysitter. «Da gilt es dann abzuwägen, was man in Anspruch nimmt und wie viel Nähe und Einmischung man zulässt.»